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Weltmeisterschaften 2008 Perth/Australien

Eine Fotogalerie von der Reise nach Perth findet Ihr hier

Ein Reisebericht von Ekke Kienemann

Der SV Poseidon Hamburg und die FINA-Masters WM in Perth 2008

Lange lief die Vorbereitung für dieses große Wasserballfest der Masters aus aller Welt. Auch wir wollten nun noch einmal angreifen, unsere vielleicht letzte Chance auf eine WM-Medaille nutzen. War es ein gutes Omen, das ausgerechnet am Tage des Abfluges auch noch unser Chefcoach Rolf Geburtstag hatte? Egal wie, es gab kein zurück mehr, auf in den Kampf. 

Poseidon Hamburg Masters Weltmeisterschaft Perth Airport
Abflug vom Flughafen Hamburg
Poseidon Hamburg Masters Weltmeisterschaft 2008 Dubai
Shab el Arab

Hamburg International Airport, Terminal I - hört sich gewaltig an, die Zielflughäfen Dubai wie Märchen aus „1000 und einer Nacht“, Perth – Westaustralien eher abenteuerlich, wild und verwegen. Auch während des Fluges umkreisten die Gespräche immer wieder die möglichen Gegner, zig Varianten, viele Spekulationen über Spielstärke und, und, und ...

Nach gut 4.500 km - Ankunft in Dubai um Mitternacht, 34° Celsius, quirliges Gedränge am, im und um den Flughafen herum. Der erste Eindruck, hier wird erst nach Mitternacht das Leben aktiv, ein Autoverkehr wie zur besten Rush-Hour-Zeit, hupen, drängeln, quietschende Autoreifen, protzige Karossen. Auch unser Transferbus ins Hotel wartete schon, kleine Stadtrundfahrt, erste Ein- bzw. Ausblicke. Akklimatisieren, ein kleiner Absacker, dann schlafen, herrlich. 

Der nächste Morgen begann mit Frühstück, weiter mit einer Stadtrundfahrt durch Dubai, das nur noch als gigantisch und zum Größenwahn neigend bezeichnet werden kann. Hauptsächlich Gastarbeiter aus Indien und Pakistan, aber auch Russen, Chinesen und Afrikaner werden hier für den Gigantismus der Ölscheichs „verheizt“, bei 40-50° Hitze wahrlich kein Sommerschlecken. Bis jetzt wurden dort in der Wüste ca. 6,5 Mio. qm Erdreich bewegt und ausgebaggert, hier stehen auch die zweitgrößten Meerentsalzungsanlagen der Welt. Das "Grün" soll immer schön grünen. Sehenswert ist dies schon alles, aber auch notwendig, so zu protzen? Praktisch fuhren wir von einer Baustelle zur nächsten, weit verzweigt, hoch, höher, noch höher. Unverkennbar das Hotel am Meer (Shab el Arab), aber auch das zur Zeit höchste Gebäude der Welt mit noch 631 m - abwarten - sollten die Chinesen in Shanghai höher bauen, wird hier einfach aufgestockt. Doch nicht nur Baustellen, die Musterprojekte für die „Palmenstädte“, u.a. soll auch „Atlantis“ soll wieder erstehen, gigantische Bauvorhaben, aber auch architektonische (Wahnsinns)-Meisterleistungen.

Dubai Palminsel Tower Dubai Häuser Skyline Dubai
In Dubai Palm Insel Dubai Dubai Dubai

So eine Stadttour ermüdet, darum sehnte sich jeder die abendliche Creekfahrt auf einem Restaurantschiff (Dhow) durch Dubai herbei, vorbei an modernen Häusern, Glaspalästen, alten Hafenanlagen, in denen wie noch vor hunderten von Jahren die Lastkähne (Dhow) für ihre Fahrten nach dem Iran, Irak und nach Afrika beladen wurden. Ein klasse Büfett, eine lockere Stimmung, viel Wissenswertes für die Europäer aus dem Mund von Jürgen Scheuermann, der sich für einen Tag uns angeschlossen hatte.

Koffer holen, ab zum Flughafen, jetzt begann das Unternehmen Perth richtig.

Der erste Dämpfer beim Einchecken. Eine Flugkarte passte nicht, falsche Kennung, falsche Zeit, eben alles falsch. Und nun? Jetzt war mehr als nur guter Rat gefragt. Zwar hatte Bernt alles vorher locker besehen, nur wer achtete schon auf alle Daten? Die Frau am Counter schon. Hektische Rennerei war die Folge, von einer Infostelle zur nächsten, immer wieder Vertröstungen, Desinformationen, Widersprüchlichkeiten, dazu auch noch die sprachliche Barriere. Zum Glück konnten wir hier wieder auf Jürgen Scheuermann zurückgreifen, welcher sich nicht nur auf englisch, sondern auch auf arabisch erklären konnte. Vorerst war die Weiterreise geklärt, der Rest musste in Perth bereinigt werden, unser Reiseveranstalter hatte hier einen riesigen Bock geschossen.

Abflug in Dubai, Ankunft in Perth nach gut 9 Std. Flugzeit. Dazu die weitere Zeitverschiebung. Mehr schlecht als recht schlichen die Spieler hinaus ins Freie, denn schlafen und schlafen, da gibt es doch Unterschiede und dabei war es doch erst früher Abend, Ortszeit.

 Wo ist was? 

Eines wussten wir, wir müssen ins Challenge Stadium zur Akkreditierung, aber vorher die Autos holen. Auch diese Hürden wurden genommen. Nur die Akkreditierung, das war ein Akt. Stundenlanges Warten in praller Sonne, wer macht das schon gerne. Die Wartezeit wurde nicht verkürzt sondern nur um Erkenntnisse erweitert. Wie in San Francisco eröffneten wir das Turnier gegen Cannstatt. Parallelen wurden wach, hoffentlich mit einem anderen Ausgang als 2006. Alle nutzten die verbleibende Zeit an diesem Tag, sich die Reise aus den Knochen zu schwimmen, etwas mit dem Ball zu machen, den Torhütern die Bälle einmal nach Herzenslust um die Ohren zu hauen.

Challenge Stadium Swan River Freemantle 1 Südstaatenflair Fremantle 2
Challenge Stadium Am Swan River Freemantle Südstatenflair Freemantle
         
Blick auf Perth Meeresschwimmen London Court Letzter Tag Skippy
Blick auf Perth Meeresschwimmen London Court Letzter Tag Verewigt

Ein kleiner Abstecher an den Beach, bei 5 bis 6m Wellen schon richtige Brecher, um sich weiter zu akklimatisieren. Zunehmend kam Wind auf, an ein Sonnenbad war einfach nicht zu denken. Die Wolkenformationen geschlossen, der Wetterwechsel eingeleitet. Später am Abend setzte der von den Aussis vorhergesagte Regen ein, zuerst leise, pieselig, dann kräftig, aber warm. Tom Hood, der Chef dieser Veranstaltung meinte nur, das Land braucht dringend den Regen, die Veranstaltung aber in den nächsten Tagen nicht.

Unsere Fahrt nach Rottness Island fiel wirklich ins Wasser, im wahrsten Sinne des Wortes. Dunkelste Wolken, aus denen unablässig Regentropfen fielen. Umdisponieren. Statt raus aufs Meer, ab nach Freemantle, eigentlich nur Zeit totschlagen, aber vorher das Aquarium für Meereskunde in Hillarys Boat Harbor war wirklich gut. Alle Fische des Indischen Ozeans, in aller Farbe und Pracht. Die Stadt an sich hatte nicht nur das Flair der amerikanischen Südstaaten, klein fein, sauber, sehr ruhig, sondern auch der Baustil erinnerte an jeder Ecke daran. Am Abend dann die feierliche Eröffnung der 12. WM der FINA Masters, jetzt ging es los. Auch der Regen hatte sich verzogen, die Sonne kroch wieder hervor, hoffentlich bleibt es so.

1. Spieltag Claremont: Poseidon gegen Cannstatt

Jeder Spieler geht bekanntlich anders mit seiner Vorbereitung um. Der eine quatscht sich warm, um sich abzulenken, der andere ist ruhig und zurückgezogen, um nichts zu sagen, eher abgeschottet. Je näher die Anstoßzeit rückte, desto mehr dominierte die Sachlichkeit. Ein letztes „Wort zum Tage“, die Marschroute stand fest, jeder wusste, dies ist ein Schlüsselspiel, hier entscheidet sich vielleicht schon der weitere Weg. Doch anders als in den USA bestimmten wir das Geschehen, gingen verdienter Maßen in Führung und gaben diese auch nach einer kleinen Schwächephase nicht mehr ab. Zwar konnten die Süddeutschen noch mal den Anschlusstreffer markieren, mehr ließen wir aber nicht mehr zu. Dies machte sich auch in den von uns abgewehrten 6 Überzahlspielen des Gegners bemerkbar, so entsprach der 4:2 Sieg ganz dem Spielverlauf, hätte durchaus auch höher ausfallen können.

Besprechung Spiel Cannstatt Spielfeld Ruhe Halbfinale
Besprechung Gegen Cannstatt Das Spielfeld Ruhe nach dem Spiel Beim Halbfinale

2. Spieltag Bicton: Poseidon – Melville Sharks

Der Morgen beginnt kalt und windig, trotzdem blauer Himmel und vereinzelt Wolken. Mit der Suche nach dem Bad, stiegen auch die Temperaturen, so könnte sich der Sommer auch wieder einmal in Old Germany präsentieren. Gemütlich, harmonische Atmosphäre, das Bad ist eine Augenweide. Dazu der Sonnenschein über dem Swan River, den schaukelnden Booten und Yachten, ein paradiesischer Ausblick über eine ruhige Wohngegend. Unser Spiel von Anfang an druckvoll, schnelle Konter nach Ballgewinnen, für Rolf auch die Zeit, alle Spieler einmal einzusetzen. So kam auch unser „Scheuer“ nach etlichen Jahren der „Abstinenz im Tor“ wieder zu einem aktiven Einsatz und blieb, man wundere sich und glaubt es kaum, unbezwungen. Das Ergebnis ließ rein mathematisch betrachtet ein 15:2 zu unseren Gunsten erkennen, so gut waren wir noch nie gestartet, nur die schweren Gegner kommen ja noch.

3. Spieltag Claremont: Poseidon – Dolphin 1

Wieder eine zeitliche Spielverlegung. Obwohl alle Ergebnisse unserer Gegner bekannt waren, hatten wir doch etwas Bammel. Nichts lief richtig zusammen, Fehlpässe auch aufgrund der sehr tief stehenden Sonne, das gleißende Licht ließ aber auch die Schiedsrichter des Öfteren „blind“ aussehen, „Exklusion“ für uns waren die Folge, es traf beide Mannschaften, uns nur einige Male mehr. Dennoch sprang ein sicheres 12:5 heraus, einige Spielzüge ließen Spielkultur erkennen, zusammengenommen aber zu wenige. Bliebe nach diesem Ergebnis zu konstatieren, wir hatten das Halbfinale erreicht.

4. Spieltag Claremont: Poseidon – Dolphin 2

Was zählte war das Ergebnis. Erstaunlich die Gegenwehr der Australier. Vielleicht war sich nach dem Erreichen des HF unsere Mannschaft zu sicher, statt eines klaren Vorsprungs, stand es kurzzeitig 4:4 ! Wer hätte das gedacht. Klar und deutlich die Ansprache in der Viertelpause, hier wurden einige Köpfe gerade gerückt, noch rechtzeitig genug um die Wende einzuleiten, am Ende stand ein 11:5 im Protokoll. Daher war der abendliche DSV-Termin mit allen deutschen Sportlern ein willkommener Anlass, Abstand und Besinnung zu finden. Small Talk mit Gewinnern, Medaillenträgern, Freunden und Bekannten. Gewinner sind hier alle, egal welches Ergebnis für den Einzelnen zu Buche steht. Morgen haben wir die Amerikaner, mal sehen, was da geht.

5. Spieltag Challenge Stadium: Tri Valley - Poseidon

Letzter Vorrundenspieltag in den Gruppen. Für uns wird es um 13Uhr ernst, auch hier die Entscheidung, wer im Halbfinale gegen wen antreten muss. Die Amerikaner waren der erwartete schwere Gang. Bärenstark, konditionell auf der Höhe, trotzdem konnten wir ihnen hier Paroli bieten, nur balltechnisch sind sie uns um einiges besser. Anerkennung! Wir hatten unsere Chancen, nur wurden diese nicht so genutzt. Die Niederlage hielt sich auch mit 3:10 in Grenzen. Eines stand nun fest, wir spielen im Halbfinale wieder gegen Cannstatt, darum ist die Medaille noch nicht sicher, noch haben wir nichts in den Händen. Die Ergebnisse in den letzten Jahren auf internationaler Bühne sprachen für Cannstatt, darum wollten wir es diesmal besser machen.

Halbfinale Challenge Stadium: Poseidon - Cannstatt

Wir haben es geschafft! Endlich wurde auch von allen Spielern die vorgegebene Taktik und Marschroute eingehalten. Zusätzlich zu den wunderbar herausgespielten Toren, wurden die Schützen aus Cannstatt vom Hamburger Keeper der Schneid abgekauft. Obwohl das Spiel umkämpft war, hatte man nie das Gefühl, hier würde das noch einmal kippen. Aus einer sehr sicheren Deckung heraus, liefen immer wieder die Spielzüge, der Ball lag sicher in der Hand und blieb dem zufolge in unseren Reihen. Das 5:2 bestätigte nur das Vorrundenergebnis, wir waren im Finale, die Silbermedaille war unserer Mannschaft sicher. Das Minimalziel, das Halbfinale hatten wir erreicht, für alle ging ein Traum in Erfüllung.

Finale Challenge Stadium: Tri Valley - Poseidon

Schiedsrichter Ekke Kienemann
Schiedsrichter Ekke Kienemann
Poseidon Coach Lüdecke
Poseidon Coach
Rolf Lüdecke

Doch bevor wieder die Kappen und Hosen geschnürt wurden, mussten unsere Schiedsrichter, welche schon in den vergangenen Tagen immer wieder an den Beckenrand gebeten wurden, auch noch ihre Finalspiele in den jeweiligen Altersklassen leiten. An Aufgaben in dieser Beziehung konnte sich keiner beklagen, der Ausrichter war sehr dankbar für die Bereitschaft von Bernt, Günter, Rolf (rechts) und Ekke (links), denn bei der Benennung und Gestellung durch die Australier haperte es hier in den ersten Tagen gewaltig. Einfach zu groß die qualitativen Unterschiede. Die Finalspiele waren alle sehr spannend, interessant, dem fachkundigen Publikum wurden viele Höhepunkte und kuriose Tore geboten.

Auch wir, der SV Poseidon Hamburg wollte sich in seinem Finale präsentieren. In den ersten zwei Vierteln gelang dies auch, die Amerikaner waren mehr als nur verblüfft, das Halbzeitergebnis sprach für sich, ihre Selbstsicherheit stark angeknackst. Nur leider konnten wir dieses gute Spiel nicht in dem Maße fortführen, mehrere Großchancen wie ein verschossener Strafwurf und zwei Überzahlspiele blieben ungenutzt. Genau da hinein stießen ihre Kontertore, statt Ausgleich oder gar Führung lagen wir nun mit 3 Toren hinten. Wir kamen nicht mehr heran, jetzt zogen sie ihre Kreise, alles Bemühen, diese einzuengen, hatten kaum Erfolge. So musste man sich am Ende mit 4:10 geschlagen geben. 

Unsere Mannschaft brauchte auch nach diesem Finale nicht mit sich zu hadern, niemand machte einem einen Vorwurf, dazu ist der Erfolg zu groß, den wir alle zusammen errungen haben. Wir waren eine gute Mannschaft, haben den SV Poseidon Hamburg gut vertreten, danke an Manfred (zweimal 4. Platz) und Khan Bönecke, für ihre Leistungen, für ihr Dabeisein in Perth 2008.

Vizeweltmeister 2008 AK 60+

Poseidon Hamburg Masters

v.l.n.r. Reihe oben: Rolf Lüdecke, Kalle Fischer, Günter Scheuermann, Rüdiger Bähr, Frank Hesbacher,
Dietrich Mittelstädt, Heino Wittich, Holger Roehl, Wolfgang Richter, Bernd Hornung und Jürgen Albiez.
Reihe unten: Dirk Cohrs, Ekke Kienemann und Bernt Jacobs.

Versäumt  - aber nicht vergessen:

Manchmal ist Schnelligkeit nicht so gut, darum möchte ich eine kleine Peinlichkeit beheben. Was wäre unsere so erfolgreiche Reise nach Perth ohne unsere fantastischen Fans gewesen?

Mein, unser Dank gilt natürlich unseren Mädels, Bea, Bärbel , Gabi, Heidemarie, welche sich draußen am Beckenrand ebenso über verpasste Chancen ärgerten wie die Spieler im Wasser, aber euphorisch jubelten, bei jedem Treffer für uns, bei dem erfolgreichen Halbfinale usw.

In diese Kolonie der deutschen Fangruppe reihten sich weitere Leute ein, „Coco“ Corinna aus Hamburg mit ihrem Freund Timo Nolte (selbst 4facher Weltmeister im Schwimmen von Perth) nebst Papa Nolte aus Hannover, die fast bei jedem Spiel uns Poseidonen lautstark unterstützten. Mit Frank „Hexe“ Hesbacher, der sich mit einer weiteren Vizeweltmeisterschaft im Schwimmen seine Brust versilberte, hatten wir

Wie entscheidend eine gute Auswechselbank ist, zeigen uns immer wieder genügend Beispiele, darum ist auch unser Erfolg in Perth auch dieser Personalie gewidmet. Ohne unsere Oldies Dietrich und Heino wäre so manche Situation recht heikel geworden, darum ist euer Einsatz nicht hoch genug zu bewerten.

Dank noch mal an euch alle, die Ihr diese Reise für den SV Poseidon Hamburg, für euch persönlich mitgemacht habt.

Eine Fotogalerie von der Reise nach Perth findet Ihr hier: